Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

61 Tage entlang der Seidenstrasse

4. Juli - 2. September 2023

Was meinen Namen betrifft, so wurde ich nicht bei meinem eigentlichen, sondern, wie auf meinen früheren Reisen, Kara Ben Nemsi genannt. Kara heißt "schwarz" und Ben Nemsi "Sohn der Deutschen". Ich trug einen dunklen Bart und war ein Deutscher; daher dieser Name. (QUELLE: Wikipedia)

10. Sepember 2023

Ich bin wieder zuhause angekommen und habe in der letzten Woche einige wichtigen Dinge erledigen können. Unter anderem habe ich meinen Bart im Garten abrasiert. Kara Ben Nemsi bleibt im wilden Kurdistan mit seinem Diener Hadschi Halef Omar. Wer weiß ob er mich jemals wieder auf einer Reise begleiten wird.

Ich bin jetzt im Vorruhestand und muss nicht mehr arbeiten gehen. Und in der Tat scheinen die Uhren ein wenig langsamer zu ticken. Bisher ist es ein großartiges Gefühl, das hoffentlich lange anhält. Ich bin gespannt auf das was da kommt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. September 2023

Der einundsechzigste und letzte Tag beginnt in Dushanbe und wird in Stuttgart enden. Es war eine Abenteuerreise mit vielen neuen Eindrücken und tollen Erlebnissen. Viele Reisetage waren intensiv, großartig aber auch anstrengend. Ich werde einige Zeit brauchen, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Es müssen tausende von Bildern und Videoaufnahmen sein, die zu Hause darauf warten verwertet zu werden.

Kara Ben Nemsis Ritt neigt sich dem Ende und was bleibt sind die Erinnerungen an ein grossartiges Abenteuer. Halef, sein treuer Diener würde sagen "Ist es wirklich wahr, Sihdi, dass du ein Giaur bleiben willst, ein Ungläubiger, der verächtlicher ist als ein Hund, und widerlicher als eine Ratte? Die Ungläubigen kommen nach dem Tod in die Dschehenna, wo der Teufel wohnt! Was ich sage gilt, denn ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah".

Kara Ben Nemsi würde lächeln und darauf entgegnen "Halef, ich bin ein Nemsi. Ich habe den Mübarak besiegt und erwarte den widerlichen Schut, um ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. Und du mein Freund, warst du jemals in Mekka und hast die heilige Kabaah gesehen?". Dieser Seitenhieb würde Halef ein wenig irriteren und er würde kleinlaut sagen "Sihdi? Du wirst es doch niemand verraten, dass ich noch nicht in Mekka war?“. Kara Ben Nemsi würde bei aller Freundschaft es sich nicht nehmen lassen Halef eine kleine Lehrstunde zu erteilen und bemerken „Nein. Ich werde nur dann davon sprechen, wenn du wieder anfängst, mich zum Islam zu bekehren, sonst werde ich schweigen wie ein Grab.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. September 2023

Heute ist ein weiterer Tag in Dushanbe ohne Besichtigungen geplant. Wir fahren irgendwann zum Rudaki Park und schlendern die anliegende Ladenzeile hoch und runter in der Hoffnung noch einige Souvenirs zu finden, die man verschenken kann, ohne dass der Beschenkte ratlos durch die Gegend schaut. Im Mehrgon Bazaar werden wir fündig und fahren in unser Hotel zurück. Souvenirs für zuhause zu kaufen ist nicht meine Stärke aber ich bin dieses Mal einigermaßen zufrieden. Abends besuchen wir zum letzten Mal das Hotelrestaurant Oriyo und Ala bedient uns fürsorglich mit Schaschlik und French Fries. Das gegrillte Lammfleisch schmeckt lecker aber ich freue mich auf Linsen mit Spätzle, Rindsroulade mit Rotkohl, paniertes Schnitzel mit Kartoffelsalat, Zwetschgenkuchen mit Schlagsahne und vor allem Butterbrezeln mit Colanka-Filterkaffee.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

31. August 2023

"Mister, I'm an English student and want to exercise the language. Can I sit here and talk to you for 20 minutes". So etwas in dieser Art hatte ich schon öfters in Usbekistan gehört aber wir sind hier in Tadschikistan wo die Menschen so gut wie kein Englisch sprechen. Und war das nicht die Person, die uns gerade zu einem Tisch geführt hatte?

Zwölf Stunden später steht Ala unser heutiger persönlicher Stadtführer bei uns am Frühstückstisch und serviert den Kaffee. Micha hatte die Idee ihm vorzuschlagen uns am nächsten Tag Dushanbe zu zeigen, um damit sein Englisch zu üben. Er bestätigt freudig, dass er sich einen freien Tag genommen hat, um unser Stadtführer am heutigen Tag zu sein. Er bringt uns zuerst zur neu erbauten Central Cathedral Mosquedie, die vom Emir von Katar bezahlt und nach 10 Jahren Bauzeit vor kurzem eröffnet wurde. In die Moschee passen bis zu 25000 Besucher und 120000 Besucher auf das Moscheegèlände. Danach fahren wir mit einem ständig schimpfenden Taxifahrer zum Mehrgon Bazaar, wo wir uns diverse Souvenirs erwerben.

Abends sehen wir Ala wieder im Restaurant in der Rolle des Kellners und ich freue mich, dass ich die Gelegenheit hatte ihn kennenzulernen.

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30. August 2023 

Die Rückfahrt nach Duchanbe vorbei am dem großartigen Nurek Dam verläuft ohne Zwischenfälle. Insgesamt haben wir auf dem Pamir Highway ca. 2400 Kilometer mit unserem Landcruiser zurückgelegt.

Wir lassen uns von Amon noch ins unser Hotel fahren und geben ihm ein gutes Trinkgeld. Amon ist ein sicherer, sehr guter Fahrer aber ein wenig schade war, dass wir uns aufgrund der Sprache nicht gut verständigen konnten. Eine wesentliche Erkenntnis dieser Reise ist für uns, dass der Zugang zu einem Land es auch erforderlich macht, dass man die gleiche Sprache spricht wie deren Menschen.
Es geht immer mit Hand und Fuß und sehr oft sogar sind das eindrucksvolle Erlebnisse, jedoch kann man eine fremde Kultur oder ein fremdes Land nur über intensive Begegnungen mit Einheimischen kennenlernen. Ich glaube manche Begegnungen wären anders verlaufen, hätten wir uns gegenseitig auf englisch oder russisch verständigen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29. August 2023

Der Rückweg unserer Pamir-Highway Tour führt ab Khorog (alle Wege führen nach Khorog) über die vom Hinweg bekannte Übernachtungsstation Kulai-Khum nach Dushanbe zurück. Das sind weitere mühsame 530 Kilometer im Geländewagen auf holpriger Piste, die zu den bisher aufgelaufenen 17013 Kilometern der Gesamtreise dazukommen. 

Kara Ben-Nemsi ist ein wenig reisemüde geworden. Es ist der 57. Reisetag und es ist schwer geworden den Überblick über das Erlebte zu behalten. 61 Reisetage werden es anstatt der ursprünglich geplanten 66 Tage sein. Das ist ein Reisetag für jedes angefangene Jahr in meinem Leben. 

Micha und ich haben gestern in einem Restaurant während des Essens über die Highlights unserer Reise nachgedacht und versucht die Top Ten zu benennen. Für mich war es schwierig, ja fast unmöglich, das beste oder die 10 besten Erlebnisse zu finden. Man würde wichtige Dinge, die es ebenfalls verdient hätten erwählt zu werden, benachteiligen. Micha meint man müsse sich halt entscheiden und dürfe darauf keine Rücksicht nehmen. Wir wurden unterbrochen durch einen Stromausfall im Ort und die Diskussion blieb an diesem Tag unbeendet. 

Amon, unser Fahrer schafft es heute bereits gegen 13.00 in Kalai-Khum zu sein. Die Belohnung war ein freier Nachmittag für ihn und für uns.

Morgen geht es zum Tourende zurück nach Dushanbe wo ein blitzsauberes Stadthotel auf uns wartet. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

28. August 2023

Die Angebote an Touristen sogenannte Homestays, also Übernachtung mit Halbpension und Familienanschluss, zu buchen, helfen der einheimischen Landbevölkerung finanziell vom Tourismus zu profitieren und dienen den Touristen dazu Einblicke in das tschadikische Landleben zu gewinnen. 

Unsere Unterkünfte auf dem Pamir Highway waren alles Homestays. Vielleicht auch aufgrund unserer fehlenden Sprachkenntnisse aber auch bestätigt durch Beobachtungen bei anderen Touristen hatte ich den Eindruck, dass die meisten Homestays als Budget-Unterkünfte genutzt wurden und das gegenseitige Interesse für den anderen etwas auf der Strecke blieb. 

Auch in sind wir in Bulunkul am Ende der Welt bei einer Familie mit einer fast erwachsenen Tochter untergebracht. Wir werden freundlich begrüßt und ich ziehe mir erstmal meine Daunenjacke an, denn das Haus hat keine Heizung und auf 3700 Meter Höhe gibt es keine lauen Sommernächte. Die Familie lebt sehr einfach und ich möchte mir nicht vorstellen wie hart das Leben im Winter hier sein muss. 

Das Abendessen wird wie in allen Homestays mit Tee serviert. Na gut - ein kühles Bier hätte ich bei dieser Eiseskälte sowieso abgelehnt. Zum essen gibt es eine Suppe mit Reis und gekochtem Fleisch. Dazu noch ein Schüsselchen Graupen. Das Alter der Hausfrau schätzen wir auf ca. 40 und wie viele Tadschikinnen hat sie ein ganz hübsches Gesicht aber leider sind ihre Zähne nicht mehr in Ordnung. Zahnpflege scheint generell in Zentralasien kein wichtiges Thema zu sein, denn sehr viele Erwachsene haben goldenen Zahnersatz. Eventuell gibt die Anzahl der goldenen Zähne Auskunft über das Wohlhaben und den Status der Menschen, denn manch breites Lachen lässt mich vermuten, dass die lachende Person einen gewaltigen Anteil ihres Vermögens diebstahlgesichert im Mund herumträgt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

27. August 2023

Ich hatte schon bessere Nächte als die im Hotel Pamir im 3600 Meter hoch gelegenen Murgab. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich mit der Höhe Schwierigkeiten bekommen könnte, aber ich hatte tatsächlich in regelmäßigen Abständen Atembeschwerden aufgrund des reduzierten Sauerstoffgehalts in der Luft. Hinzu kamen die bei Höhe oft so typische Appetitlosigkeit, so dass ich mich eh schon gerädert zum Frühstück zwingen musste. Zudem war wie des öfteren in Tadschikistan auch noch Stromausfall für mehrere Stunden. 

Die zwei Koreaner hatten es tatsächlich geschafft ein Sammeltaxi in Richtung Osh, Kirgisistan aufzutun und ehrlich gesagt waren wir beide froh die Rückbank unseres Landcruisers wieder für uns zu haben.

So kommt es, dass wir bei aufklarendem Wetter von Murgab in Richtung Kirgisistan fahren, um noch vor der Grenze am Karakül Lake wieder in Richtung Murgab umzudrehen. Die Strecke dahin ist fast schon unwirklich. Rechts der Straße führt der tadschikische Grenzzaun zu China entlang. Nach der Hälfte der Strecke überqueren wir den höchsten Punkt des Pamir Highways, den 4655 Meter hohen Ak-Baitalpass. Von hier aus sieht man die schneebedeckten Gipfel einiger Sechs- und Siebentausender wie den Peak Lenin (7134 m). Am Karakül Lake geht es wieder zurück über den östlichen Pamir-Highway an den Bulunkul Lake. Wir übernachten in einem Homestay in Bulunkul Village und sind erneut am Ende der Welt angekommen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

26. August 2023

Wenn wir geglaubt haben, wir machen mit der Rundtour am Pamir Highway etwas besonderes dann liegen wir sicher nicht falsch, aber gemessen an dem was uns auf der Tour für Menschen entgegnen sind wir ganz normale Durchschnittstouristen. Auf dem Weg von Langor nach Murgab, werden wir an einem Polizeikontrollposten auf 3900 Meter Höhe von einem Koreaner angesprochen, der verzweifelt darum bittet bei uns im Auto mitfahren zu können. Er und sein Begleiter wären gestern spätnachmittags von einem Taxifahrer hier abgesetzt worden und hätten ihr letztes Geld dem Polizeiposten gegeben, um zusammen mit zwei anderen Personen in einem unbewohnten Haus übernachten zu können. Wir nehmen die beiden mit aber wundern uns wo die beiden anderen Personen geblieben sind.

In der Folge passieren wir einige Radfahrer, die sich Meter für Meter auf dem Schotterbelag vorwärts kämpfen und bei aller Begeisterungsfähigkeit für Abenteuer möchte ich auf keinen Fall mit ihnen tauschen.
Wenig später stehen zwei jüngere Wanderer zusammen mit einem Hund am Straßenrand und versuchen per Anhalter wegzukommen. Da wir ein volles Auto haben, fahren wir an Ihnen vorbei und erfahren später von den beiden Koreanern, dass dies die zwei Personen waren, die mit ihnen in dem leeren Haus übernachtet haben. Wir nehmen die beiden Koreaner mit nach Murgab, wo wir ihnen abends in unserer Unterkunft begegnen. Wir sind gespannt ob wir morgen beim Frühstück eine Anfrage nach einer Mitfahrgelegenheit bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25. August 2023

Alle Wege in Pamir führen über Khorog, so wie in Europa alle Wege nach Rom führen. Mir gefällt der so genannte Central Park mit einem großen Pond, der als Schwimmbecken dient und hauptsächlich von den Kindern und Jugendlichen der Stadt genutzt wird. Etwas komisch wirkt eine Dauerbeschallung der Bevölkerung über Lautsprecher sowie Nationalflaggen und Banner an vielen Gebäuden und Straßen. Star dieses Arrangements scheint der Staatspräsident zu sein, der auf sämtlichen Bannern als weisser alter Mann im blauen Anzug abgebildet ist. Ich frage Amon später im Auto nach ihm und er beschreibt den Präsidenten als korrupten, etwas größenwahnsinnigen Diktator, der seine Familienmitglieder als Minister eingesetzt hat. Mein Lonely Planet Reiseführer schreibt über Präsident Emomali Rahmon dass dieser seit den Neunziger Jahren sein Amt als Präsident inne hat, sich inzwischen lebenslange Immunität vor Gericht zusichern ließ, und die Opposition im Land entfernt hat. Der erste Eindruck, den wir von ihm bekommen hatten, scheint jedenfalls nicht ganz falsch zu sein.

Die heutige Etappe führt uns abseits vom Pamir Highway nach Süden und dann östlich am tadschikischen Wakhan Valey entlang bis nach Langar. Die Strecke am Wakhan Valley ist wunderschön und als wir auch noch das Yamchun Fort und die heißen Quellen Bibi Fatima auf einem angrenzenden Berg besuchen, bietet sich uns ein fantastischer Blick über das Valley und die angrenzende Bergkette in Afghanistan. An einigen Stellen sieht man sogar die schneebedeckten Bergspitzen des Hindukush.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 24. August 2023

Es ist wenige Minuten vor 5 Uhr und die Morgendämmerung beginnt. Wir sind pünktlich um 4 Uhr gestartet, um einer geplanten Strassensperrung wegen Bauarbeiten zwischen Kalai-Khum und Khorog zu umgehen. Bei Dunkelheit hört man nur die Fahrzeuggeräusche unseres Toyota Landcruisers und das Rauschen des Panj River. Schläfrig kurbele ich das Seitenfenster herunter und meine die Silhouetten des tosenden Panj zu sehen. Es ärgert mich ein wenig dass es dunkel ist und ich diese Landschaft nicht sehen kann. Aber wenige Minuten später werden aus den Umrissen klare Konturen und die Nähe der reissenden Fluten des Panj machen mich hellwach. Es erschreckt und erfreut mich zugleich die unbändige Naturgewalt des Flusses zu erleben aber die fehlenden Leitplanken und die Tiefe des Abgrunds steigern mein ungutes Gefühl. Ich schaue auf unseren Fahrer Amon und lehne mich beruhigt zurück. Sein Fahrstil ist sicher und bedacht und das ist mir in diesem Moment viel viel wichtiger als seine fehlende Fähigkeit mehr als fünf Worte am Tag zu sprechen. "Passt" sage ich zu Micha und der sagt "Passt"" und alles wichtige ist in dem Moment gesagt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

23. August 2023

Das Green Hostel ist eine typische Backpacker-Unterkunft wie ich sie nicht mag. Mit Gemeinschaftsküche und Gästestuhlkreis im Innenhof des Gebäudes. Eine dürre Katze klettert vom Boden auf den Tisch über meine Knie während ein Backpacker erzählt, dass er sich gestern Abend im gleichen Restaurant, wo wir auch aßen, den Magen verdorben hat.
Ich bin froh als wir um kurz nach zehn von unserem Fahrer Amon im Green Hostel in Dushanbe abgeholt werden. Micha hatte bereits am Anfang unserer Reise mit dem Hostel Kontakt aufgenommen und die achttägige Pamir-Rundreise planen lassen. Wenn alles gut geht werden wir in den nächsten acht Tagen auf dem Pamir-Highway bis an den Karakül Lake nahe der kirgisischen und der chinesischen Grenze fahren. Der erste Tag führt durch das westliche Tadschikistan in sanfter Landschaft vom Ausgangspunkt Dushanbe über Kulob bis nach Kalai-Khum.
Amon spricht nur sehr wenig englisch aber dafür weiß er wie man mit der Polizei umgeht. Der eine oder andere Somoni wechselt den Besitzer und schwups sind wir durch die Polizeikontrolle. Nach Kulob wird es dann richtig dramatisch. Nur noch der Panj River trennt uns von Afghanistan. Die Afghanen am anderen Flussufer sind zum greifen nah und doch wirken sie fremd. Gewaltige Berge auf der afghanischen Seite lassen erahnen warum sich so ein Land von wem auch immer nicht so leicht erobern lässt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22. August 2023

Um 13.25 geht unser Flug von Bishkek, über Almaty nach Dushanbe. Jetzt beginnt wieder die Rechnerei ob uns das noch vorhandene Bargeld in der aktuellen Währung des Ausreiselandes noch ausreicht und welcher Bargeldbetrag im Einreiseland benötigt wird.
Ich habe mich in Zeiten des Euros nicht mehr mit Reise-Währungsmanagement beschäftigt, denn mit Euros kann man fast überall bezahlen. Ich fühle mich zurückversetzt in die Zeit meiner Interrailreise 1979 als ich den Überblick zwischen deutschen Mark, französischen Francs, spanischen Peseten und portugiesischen Escudos behalten musste.
Vor dieser Reise hatte ich mich kurz mit den Währungen der sieben Reiseländer vertraut gemacht aber ausser der türkischen Lira war mir keine Währung bekannt. Oder wer kennt schon den georgischen Lari, den aserbeidschanischen Manat, den usbekischen Som, den kasachischen Tenge, den kirgisischen Som und den tadschikischen Somoni?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

21. August 2023

Das Green Hostel in Dushanbe, Tadschikistan hat sich heute früh gemeldet und uns eine Beschreibung der Rundtour über den Pamir Highway geschickt. Das sieht richtig gut aus und auch der Preis von 700$ pro Person für 8 Tage Geländewagen mit Fahrer scheint realistisch zu sein. Wir sagen zu und werden bereits übermorgen starten.
Heute ist Faulenzertag in Bishkek. Einfach nichts tun, im Cafe sitzen, Leute beobachten.

20. August 2023

Micha und ich sitzen auf einer Parkbank im Panfilov-Park in Bishkek, der Hauptstadt Kirgisistans. Es ist Sonntag Abend und es herrscht ein ausgelassenes Treiben. Um ums herum sind jede Menge Fahrgeschäfte und Buden aufgebaut. Zwei freizügig gekleidete Frauen kaufen an einem Stand Eiscreme und schlendern dann in Richtung Ala-too Platz, auf dem rund um die Uhr zwei Soldaten eine große Kirgisistan-Flagge bewachen.

Es ist für uns beide sehr erstaunlich, wie das öffentliche Leben in den muslimischen Ländern abläuft. Ich erinnere mich mit Grausen an eine Szene in Batumi, Georgien, wo ein mit Jogginghose und Baseball-Cap bekleideter arabischer Unsymphat in Begleitung seiner Familie am Nebentisch Platz nahm, und der identisch gekleidete Sohn träge seinen Kopf auf der Tischplatte ablegte, während die ganzkörperverschleierte Ehefrau mühevoll ihr serviertes Essen unter ihrem Hijab in den Mund schob. Diesen Anblick fand ich ehrlich gesagt beschämend jedoch hatte ich solche Szenen zuhauf in den überwiegend muslimisch geprägten zentralasiatischen Ländern auch erwartet. Sowohl in Usbekistan als auch in Kasachstan und Kirgisistan gibt es wohl verschleierte Frauen aber doch relativ wenige. Die Mehrzahl der Frauen ist ohne Schleier unterwegs und bewegt sich wie selbstverständlich alleine oder auch zusammen mit verschleierten Frauen in einer Gruppe.

Vermutlich hat das Konstrukt Sowjetunion und die dort gelebte Trennung von Religion und Staat wesentlich zu dieser liberalen muslimischen Lebensform beigetragen.

Wir schlendern beide nach Hause und verirren uns. Während wir auf das hilfebringende Taxi warten, kommt uns gemeinsam die Erkenntnis, dass wir im westlichen Teil der Erde diese lebensfrohe, positive Art des muslimischen Zusammenlebens überhaupt nicht vermittelt bekommen und dadurch ein falsches Bild des Islams in unseren Köpfen haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

19.August 2023

Kok-Boru is ein Spiel, das ich bis vor kurzem gar nicht kannte. Hätte mir an Weihnachten jemand erzählt, dass ich die Halbfinals der Weltmeisterschaften in Kok-Boru live im Stadion sehen würde, hätte ich ihn verständnislos angeschaut und ihn gefragt ob er eventuell Hilfe bräuchte.
Kaum zu glauben, dass ich jetzt mit einem richtig coolen Fan-Trikot auf der Zuschauertribüne sitze und zwei Mannschaften zusehe, wie sie versuchen eine 30 bis 35 Kilogramm schwere tote Ziege in einen Kunstoffbehälter im gegnerischen Bereich zu platzieren. Es ist in etwa vergleichbar mit Reiterpolo ohne Schläger und Ball. Natürlich gibt es auch kein Passspiel innerhalb des Viererteams, da das Gewicht des Spielgeräts dies kaum zulässt. Hat ein Reiter die Ziege an der Seite seines Pferds endlich hochgezogen, startet er einen wilden Ritt in Richtung Kunststoffbehälter des Gegners. Die gegnerischen Reiter versuchen ihn mit wie mir scheint fast allen Mitteln davon abzuhalten die Ziege in den Behälter zu werfen. Es gibt viele Stürze vom Pferd oder mit Pferd. Ein verletzter Spieler wird in einem Krankenwagen abtransportiert.
Leider gibt es keinerlei englischen Informationen im Stadion und auch keine Webseite zur WM, so dass wir nicht genau wissen wer gegen wen spielt und wer letztendlich denn gewonnen hat. Dennoch wünschen wir den beiden Gewinnern in unserem Geiste viel Glück im Finale am morgigen Sonntag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

18. August 2023

Ich fühle mich so ausgeschlafen wie schon lange nicht mehr. Elf Stunden Bettruhe und das gleich zwei Nächte in Folge waren dazu mehr als ausreichend.
Leider höre ich beim Aufwachen ein plätscherndes Geräusch und werde das Gefühl nicht los, dass es sich um Regen handelt. Der drohende Pferderitt bei Regen und schmerzendem Hintern hinterlässt kein gutes Gefühl in mir. Micha geht es genauso, und da es im Camp kein Internet gibt, fragen wir Samat nach der Wettervorhersage. Samat meint, dass der Regen andauern würde, denn einsetzender Regen an einem Freitag bedeutet anhaltenden Regen über mindestens einen Tag wenn nicht sogar über das ganze Wochenende. Verwirrt von dieser klaren und bestimmten Aussage erklären wir dem aufbruchgestimmten Samat, dass wir hier im Camp auf das Taxi warten, das er uns bitte nach seinem Heimritt in Kochkor bestellen solle.
Vier Stunden später- wir hatten die Hoffnung bereits fast aufgegeben - holte uns ein Geländewagen bei strahlendem blauen Himmel ab und sein Fahrer brachte uns in vermutlich neuer Rekordzeit zurück nach Kochkor.

 

17. August 2023

Ich habe mir nie verdeutlicht, dass Pferde ja auch schwitzen können. Wir sind am Gipfel des über 3300 Meter hohen Passes angekommen und mein Pferd ist ganz nass am Hals vor Anstrengung. Der Aufstieg war mit Sicherheit über 1000 Meter hoch und von hier oben hat man einen genialen Ausblick auf den Son-Kul Lake, den zweitgrößten See Kirgisistans nach dem Issyk-Kul Lake. Die sanften grünen Hügelketten um den See herum bieten ein fantastisches Bild und man möchte an jeder Ecke anhalten um ein Foto zu schießen. Den Pass herunter bis an den See traben unsere Pferde und wechseln sogar manchmal in einen leichten Galopp. Für die geplanten fünf Stunden Wegstrecke benötigen wir nur drei, so dass wir bereits um 15:00 Uhr unser Jurtencamp erreichen. Samat, unser Guide erzählt uns, dass im nächsten Camp ein kleineres "Horsegame" unter den einheimischen Männern stattfindet und wir nutzen die Gelegenheit und schauen Reitern zu wie sie sich gegenseitig versuchen vom Pferd zu ziehen und mit einer toten Ziege hantieren. Die Sitten und Gebräuche der Kirgisen sind ungewöhnlich und nichts für zartbesaitete Zeitgenossen. Nach dem Abendessen um 19.00 ist hier im Camp relativ schnell Nachtruhe angesagt. Man folgt dieser Regel gern, denn die Temperaturen fallen mit Sonnenuntergang schnell und es breitet sich eine unangenehme Kälte aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

16. August 2023

"Tschu Tschu" klang es hinter mir und ich spürte wie mein edler Brauner lostrabte. Ich war überrascht wie einfach das ging. Würde er jetzt noch ein wenig differenzieren wer ihm das Kommando gab, gäbe es gar nichts aber auch gar nichts auszusetzen. Heute morgen wäre ich noch froh gewesen, hätte mir jemand garantiert, dass ich heute Abend nicht nach einem Sturz im Krankenhaus liege. Aber dass es mir gelang mich auf das Pferd zu schwingen, so dass selbst Kara Ben Nemsi beeindruckt gewesen wäre, gab mir das Selbstvertrauen, das mir beim Frühstück noch fehlte.
Unser Guide holte uns um 9:00 morgens mit Fahrer an unserem Guesthouse B&B ab. Die dreitägige Reittour soll uns an den 3000 Meter hoch gelegenen Son-Kul Lake führen. Unterwegs sind zwei Übernachtungen in Jurtencamps geplant. Am Ende diesen ersten Tages war mein Hintern zwar etwas mitgenommen und ich bildete mir ein, dass ich in dem für amerikanische Western so typischen Cowboygang zum Abendessen auflief, aber vier Stunden im Sattel steckt selbst ein Kara Ben Nemsi nicht so einfach weg.

15. August 2023

Die Größe Kasachstans ist unfassbar. Es ist nach Russland, Kanada, China, USA, Brasilien, Australien, Indien und Argentinien das neuntgrösste Land der Erde (*). Wir sind auf dem Weg von Almaty nach Bishkek, der Hauptstadt Kirgisistans (**) an der südlichen Grenze zu Kasachstan gelegen. Obwohl es sich dabei um eine vierstündige Busfahrt handelt, sieht es auf einer Kasachstan-Landkarte aus wie ein "Muggaseggele" (****) wie man bei uns daheim im Schwabenland sagt. 

Der kasachisch-kirgisische Grenzübergang ist relativ unspektakulär und wird nur der Vollständigkeit halber erwähnt. 

Unser Tagesziel heute ist die Stadt Kochtor und das Gästehaus mit dem "kreativen" Namen "Guesthouse B&B". Diese Einfallslosigkeit ärgert mich ein wenig, denn als ich Bek, dem Vermittler unserer geplanten Reittour für die nächsten drei Tage den Namen unserer Unterkunft mitteile, kommt postwendend zurück, dass ich ihm doch bitte den Namen des Guesthouses oder unseres B&Bs zukommen lassen soll.

Kochtor liegt auf 1767 Meter Höhe und ist der Ausgangspunkt der Horseback Riding Tour. Wir brauchen von Bishkek aus nochmal vier Stunden mit dem Taxi und kommen gerädert in unserem Gästehaus B&B an. Daniyar, unser Pferdeflüsterer für die nächsten drei Tage erwartet uns bereits freudestrahlend dort.  Ich weiß nicht ob er zu diesem Zeitpunkt bereits wusste dass wir beide keine "Horseback Riding'" Erfahrung haben, also überhaupt niemals auf einem Pferderücken saßen.

(*) Deutschland ist übrigens das zweiundsechziggrösste Land der Erde

(**) Kirgisistan ist das fünfundachtzigstgrösste Land der Erde

(***) Kirgisistan wird auch Kirgistan oder Kirgisien genannt. Die Bedeutung ist identisch und dient zur Verwirrung der Russen (*****)

(****) Ein Muggaseggele ist die schwäbische Verniedlichung einer Winzigkeit. Ich bin mir nicht sicher ob das stimmt aber ich glaube wortwörtlich übersetzt heisst es das männliche Geschlechtsteil einer Mücke

(*****) "Zur Verwirrung der Russen" sagt man in Deutschland wenn eine chaotische, undurchsichtige Situation vorliegt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

14. August 2023

Einfach nichts tun ohne dass jemand etwas von einem will. Selbst das Blog schreiben wird auf das Minimum reduziert.

13. August 2023

Die Kirgisen sind ein nettes Volk und die Einfachheit, in der sie leben ist sympathisch aber für mich auch anstrengend.  Nach drei Nächten in Karakol und einer weiteren Nacht im ebenfalls sehr einfachen kasachischen Saty freue ich mich auf unser Stadthotel "Resident City" in Almaty, in dem wir zwei Nächte gebucht haben. Ich muss zurück in eine gewisse Form von Luxus. Schon der Anblick der Lobby mit einem riesigen Gemälde und dem edel gefliesten Boden gefällt mir ungemein. Das dem Hotel angeschlossene Restaurant serviert Caesar Salad und leckeren Lagman aus Kalbfleisch. Lokales Bier vom Fass rundet den Abend ab.  Ich will heute keine 80 Zentimeter breite Liege mit bunter Bettwäsche in einem dunklen Raum mit nur einer Deckenlampe und einer Steckdose für zwei Personen. Ich will ein Hotelzimmer mit breiten Betten, einer Minibar und unzähligen Lichtschaltern, deren Belegung man nach Zimmerbezug erst einmal experimentell erforschen muss. Das klingt großspurig, aber was soll's. Ich habe über 35 Jahre gearbeitet um mir das leisten zu können, wonach mir gerade ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12. August 2023

Wir haben heute die restlichen Etappen unserer Reise festgelegt. Wir werden unser Reisetempo etwas drosseln und wenn alles nach Plan läuft noch zwei absolute Highlights erleben. Das erste Highligt soll eine dreitägige Trekking Tour zu Pferd am Son-Kul Lake im kirgisischen Hochland sein und als zweites Highlight ist die Befahrung des Pamir Highways, der zweithöchsten befestigten Fernstrasse der Welt geplant. Der Pamir Highway geht bis 4655 Meter hoch und führt eigentlich von Tadschikistan nach Kirgisistan. Leider ist seit 2022 auf der Höhe des Karakül-Sees die Grenze zwischen diesen beiden Ländern geschlossen, so dass wir eine achttägige Rundtour von und bis Dushanbe mit einem Fahrzeug mit Allradantrieb und Fahrer gebucht haben. 

Am heutigen Tage fahren wir wieder zurück nach Kasachstan. Die Kleinstadt Saty ist der ideale Ausgungspunkt für Ausflüge an die Kolsai Seen. In einer schönen Kulisse, die mich ein wenig an die des bayrischen Königsees erinnert, trinken wir Cafe, essen Kuchen und blicken vom Ausflugscafe mit Erstaunen auf den See mit den vielen Tretbooten und Besuchern.

Ach ja, es ist noch was passiert in meiner Heimat. Der furchtlose und doch so gebeutelte Traditionsverein der Stuttgarter Kickers konnte einen triumphalen 7:0 Sieg feiern und steht hochverdient an der Spitze der Regionalliga Südwest !!!

 

11. August 2023

Man soll sich bei einem Gewitter ja nicht unter Bäume stellen aber wir haben einen kleinen Baum in einer Talsenke gefunden, der uns als Regenschutz dient. Über uns zieht ein kräftiges Gewitter mit Blitz und Donner hinweg, das sich zwar langsam abschwächt, aber die Lufttemperatur deutlich absinken lässt. Kaum dass sich das Gewitter hinter dem nächsten Bergkamm verzogen hat, ziehen plötzlich erste Nebelschwaden in unsere Talsenke. Trotz anhaltendem Regen laufen wir los, um nicht in den Nebel zu geraten. Wir werden nass vom Regen aber das ist allemal besser als im Nebel die Orientierung zu verlieren. Über Stock und Stein fliehen wir vor der Bedrohung und erreichen ca. eine Stunde später das Örtchen Jyrgalan, den Startpunkt unserer Bergwandertour und Parkplatz unseres Autos. Die Tour hatte bei Sonnenschein begonnen und nach mittlerweile fünfeinhalb Wochen ohne größeren Niederschlag haben wir die schlechte Wettervorhersage nicht Ernst genommen. Nochmal Glück gehabt kann man da nur sagen und mit Sicherheit wird mir trotz meiner Namensamnesie der Name Jyrgalan im Gedächtnis haften bleiben.

 

10. August 2023

Die Stadt Karakol liegt am Issyk-Kul Lake. Bereits das sind Namen, die ich mir kaum merken kann. Heute suchten wir erfolglos den Aussichtspunkt Jorgolot und fuhren dann nach Jeti Oguz. Morgen planen wir eine Wanderung in Jyrgalan. Es ist wichtig, dass ich mir diese Namen hier notiere, denn sonst habe ich sie bereits nächste Woche vergessen. Auf unserer Reise haben wir bereits viele Sehenswürdigkeiten besucht und ich habe jede Menge Fotos gemacht. Mein Blog und die Fotos werden mich retten, wenn es darum geht die Reise daheim zu verarbeiten.
Der See Issyk-Kul ist der zweitgrößte Salzsee der Welt nach der Kaspischen See und der zweitgrößte Gebirgssee der Welt nach dem Titikaka-See. Auch diese Vergleiche werden ein wenig helfen den See auf der Karte wiederzufinden. Glücklicherweise gibt es für manche Orte Alternativnamen wie "Seven Bulls" für Jeti Oguz. Und es gibt einem schönen Strand am Yssyköl am Hotel "Marco Polo". Sowas kann sich auch Kara Ben Nemsi merken.

 

9. August 2023

Die Weite Kasachstans erinnert an den Westen der USA. Es gibt sogar einen Grand Canyon in Kleinausgabe. Weiter fahren wir mit einem Mietwagen gen Osten und die Gegend wird immer einsamer. Die Erde muss doch eine Scheibe sein, denn hier ist definitiv das Ende der Welt. Achtzig Kilometer Luftlinie von der chinesischen Grenze entfernt, überqueren wir die kasachisch-kirgisische Landgrenze, die nur von 9:00 bis 18:00 geöffnet ist.
Laut dem Repräsentanten der Mietwagenfirma darf nur einer im Wagen fahrend die Grenze überschreiten. Der andere muss wohl zu Fuß gehen.
Es ist tatsächlich so. Ein kasachischer Grenzbeamter fordert mich als den Beifahrer auf das Auto zu verlassen. Die Passkontrolle ist akribisch genau. Irgendwas scheint dem Beamten an meinem Pass zu stören. Nach mehrmaligem Durchblättern kommt sogar eine Lupe zum Einsatz. Endlich bekomme ich meinen Pass zurück. Vielleicht hätte ich fragen sollen wo das Problem liegt, denn in drei Tagen fahren wir über die gleiche Grenze wieder zurück.
Der kirgisische Beamte ist ganz anders. Er liest meinen Namen, schaut mich lachend an und behauptet, dass ich Jürgen Klopp sei. Ich frage, ob er den denn mag und er antwortet feixend "Nein, ich bin Barcelona Fan". Ich will ihm gerade die Vorzüge der Stuttgarter Kickers erläutern und hole zu einer Laudatio aus da stiehlt mir Michael Ballack mit seinen langen Haaren die Show ;-)
Kirgisistan ist tatsächlich so wie man es auf Bildern gesehen hat. Sattes Grün und sanfte Hügelketten bilden einen großen Kontrast zur kasachischen Steppe. Überall gibt es Pferde mit und ohne Reiter. Auf unbefestigter Straße geht es zurück in die Zivilisation. Wir übernachten im schönen Hotel Tagatay in Karakol am Issyk-Kul Lake.


    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8. August  2023

Wenn man in eine Sache recht viel investiert hat und sie zu verlieren scheint, sorgt das nicht gerade für gute Laune. So geschah es mir heute nach dem Aufwachen, als ich feststellen musste, dass meine Webseite nicht mehr aufrufbar war. Als sich herausstellte, dass die Bestätigung des Mietwagens, den wir für die Erforschung der Almaty-Gegend bestellt hatten, noch ausstand, besserte das meine Laune nicht. Den Morgen verbrachte ich mit vergeblichen Versuchen mit irgendwelchen Backups meine Webseite wieder zu reparieren, während Micha sich ebenfalls erfolglos um die endgültige Bestätigung des Mietwageĥs kümmerte.
Um die Mittagszeit beschlossen wir etwas frustriert endlich die eigentlich für den Morgen geplante Stadtbesichtigung von Almaty anzugehen, und die Lösung unserer Probleme später anzugehen. Schnell besserte sich die Laune, denn Almaty ist eine tolle Stadt. Mit den schneebedeckten Bergen des Zailiysky Alataus im Hintergrund, bietet die Stadt mit dem Zhibek Zholy eine hübsche Fussgängerzone. Eine neue Lesebrille konnte ich im Green Market erwerben, um dann anschließend mit Micha ein Café mit verschiedenen Torten - ja es gab auch Schwarzwälder Kirsch - zu besuchen. Im Café bemerkte ich, dass sich meine Webseite mit einem älteren Backup wieder laden liess und wenig später kam die Reservierungsbestätigung für unseren Mietwagen, obwohl wir die Hoffnung eigentlich bereits aufgegeben hatten. So schlecht wie der Tag angefangen hatte, nahm er jetzt Fahrt auf. Voller Elan besichtigten wir den eindrucksvollen Panfilov Park mit seinen furchterregenden Kriegsdenkmälern und der wundervollen ganz aus Holz erbauten Zenkov Kathedrale. Weiter ging es zum Unabhängigkeitsplatz und mit der Seilbahn auf den 1100 Meter hohen Hausberg Almatys namens Kök-Töbe. Der am Ende des Tages in der Hotelbar servierte Negroni (*) rundete den so schlecht begonnenen Tag ab.

(*) Der Negroni erfreut sich aufgrund des aktuellen Gin Hypes immer größerer Beliebtheit. Dabei ist der Drink nichts für schwache Nerven: Der Negroni Cocktail besteht aus drei verschiedenen Spirituosen und schmeckt eher herb und kräftig. Wenn eine perfekte Balance zwischen den Zutaten hergestellt wird, zählt das Negroni Rezept in Bartenderkreisen zu einem der besten Cocktails überhaupt.

Zutaten
3 cl Gin
3 cl Bitter Aperitif (Campari)
3 cl Vermouth

Schritt-für-Schritt Anleitung
Alle Zutaten in einem Rührglas zusammen mit Eis verrühren. Tumbler mit Eis befüllen und zum Mix hinzugeben. Grainieren und servieren.

  

 

7. August 2023

Na gut. Wir kamen angeheitert in den Zug gepoltert und haben unser Schlafabteil gesucht. Uns von Antoni und Edurne durchs den offenen Fensterspalt lautstark verabschiedet. Wahrscheinlich eine Nummer zuviel für das alte Ehepaar, das auf die restliche Besetzung wartend in ihrem Viererabteil saß. Hadschi Halef Omar hätte die beiden auf seine einnehmende Art sicher wieder freundlich gestimmt, aber wir beide waren allein auf uns gestellt und trotz diversen Versuchen sich mit dem Ehepaar anzufreunden, kam nicht mehr zurück als ein kurzes Lächeln, das bevor es breit wurde, sich sofort wieder verflüchtigte. Die Air Condition kühlte das eisige Klima noch weiter ab, so dass wir relativ zügig in unsere selbstgemachten Betten krochen und heute früh schnell in den Speisewagen abzogen. Die restliche Zugfahrt beschäftigten wir uns mit einer größeren Reiseplanänderung, denn anstatt über Usbekistan nach Tadschikistan zu reisen, beschlossen wir erstmal in Kasachstan zu bleiben und die Ecke um Almaty und den östlichen Zipfel von Kirgisistan zu erforschen. Das alte Ehepaar war mir egal geworden. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6. August 2023

Dass sie mit uns ihre letzte Bierdose geteilt haben war schon sehr nett, aber heute beim Frühstück bietet Edurne an, unsere Zugtickets online zu buchen. Wir nehmen dankend an, denn uns war es aufgrund fehlender kasachischer Telefonnummer am Vorabend nicht gelungen die Tickets selbst zu reservieren. Wir vereinbaren auch für nach unserer Tageswanderung eine gemeinsame Taxifahrt nach Shymkent, wo sich unsere Wege wieder trennen werden. Die Tagestour entpuppt sich als eine Halbtagestour und unser Guide ist nicht Ruslan, sondern ein 30-jähriger Kasache, der vorgibt kein Wort Englisch zu sprechen. Stattdessen erklärt er alles in russischer Sprache und lässt seine Worte von Antoni, dem netten Spanier und einer englisch sprechenden Kasachin, die sich heute früh kurzfristig mit ihrem holländischen Partner der Gruppe anschloss, übersetzen. Am Fuße einer Schlucht gibt es für jeden ein Lunchpaket und kaum aufgegessen, legt sich unser Guide wortlos schlafen. Nach einer weiteren halben Stunde sind Micha und ich die einzigen aus der Wandergruppe, die noch am Picknickplatz sind. Alle anderen haben die Gruppe verlassen. Wir wecken den Guide, um ihm zu signalisieren, dass er falls er weiter schlafen wolle, das lauschige Plätzchen für sich alleine haben kann. Interessanterweise antwortet er in englischer Sprache, zwar gebrochen aber durchaus verständlich und wir beschließen das Trinkgeld auf ein Minimum zu reduzieren.

Nach der Wanderung fahren wir direkt mit Antoni und Edurne im Schlepptau in einem Taxi nach Shymkent. Während die beiden dort in einem Hotel übernachten, werden wir um 22:50 den Nachtzug nach Almaty nehmen. Die Wartezeit auf den Zug nutzen wir bestens, in dem wir mit den beiden essen gehen. Dabei erweisen sich beide als ungemein trinkfest und einige Zeit später wanken wir zum Bahnhof und verabschieden uns herzlich von den beiden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. August 2023

"Morgen Abend gehen wir weiter" beschließen wir gemeinsam, als wir abends vor der Jurte unserer spanischen Nachbarn stehen. Wir sind Gäste des Family House Ruslan am Eingang zum Nationalpark Aksu-Zhabagly. Ruslan wurde in einem Internet Blog als die Kapazität empfohlen wenn es darum ging den Park zu besuchen. Per WhatsApp hatte er sich nach unserer Anfrage sofort gemeldet und bereitwillig alle Fragen beantwortet. Vielleicht liegen seine Stärken eher in der Führung und Organisation von Wandertouren aber gute Gastgeber sind er und seine Frau nicht. Wir haben Vollverpflegung gebucht und haben sowohl nach dem Mittag- wie auch nach dem Abendessen noch Hunger. Man kann außer Wasser nichts kaufen und so kommt es, dass wir das Angebot unserer Nachbarn aus Bilbao annehmen und eine 1-Liter-Dose Bier zu viert teilen.
Die Jurten selbst sind schön und großzügig eingerichtet. Es gibt ein sauberes Toilettenhäuschen und wir haben einen Naturbalkon mit Aussicht auf den Nationalpark. Der Blog und die Antworten in WhatsApp hatten den Eindruck erweckt Ruslan sei ein Kümmerer doch wir haben schon Mühe von ihm nach Ankunft überhaupt etwas nützliches über den Park zu erfahren. Ein wenig haben wir das Gefühl, dass der Blog Eintrag gefaked oder gekauft ist. Noch etwas müde vom gestrigen Tag und vielleicht von der ganzen Usbekistan-Woche waren wir heute nur etwas Probe wandern am Rande des Nationalparks. Tja - nicht jeder Tag kann ein Highlight-Tag sein.

 

 

4. August 2023

Als Micha und ich um 12.45 am International Airport Urgench ankommen ist ausser drei Security-Angestellten niemand am Flughafen. Unser Flug geht um 15.20 nach Tashkent, der Hauptstadt Usbekistans, die wir bereits vor ungefähr einer Woche besichtigt haben. Von dort wollen wir erst einen Abstecher zum Wandern nach Kasachstan machen, um dann wieder zurück in Usbekistan die Grenze nach Tadschikistan zu überqueren. Während wir auf den Flieger warten, melden sich Silvia und Martina aus Istanbul. Sie sind bereits heute früh um 5:30 mit dem Taxi vom Hotel aufgebrochen und in Istanbul wohl gut zwischengelandet. So langsam füllt sich dann doch der Flughafen mit einer bunten Mischung von Passagieren aus verschiedensten Nationen. Der Abflug ist kaum verspätet, so dass wir planmäßig um 16:40 in Tashkent landen. Fast zeitgleich landen Silvia und Martina in Stuttgart und berichten von nasskaltem Regenwetter.

Jetzt kommt der schwierige Teil unseres Plans. Wir wollen heute noch über die Grenze nach Kasachstan. Dort haben wir in der Stadt Shymkent ein Hotelzimmer reserviert, von wo wir am Folgetag zu einem zweitägigen Aufenthalt im Aksu-Zhabagly Nationalpark abgeholt werden. Und es gestaltet sich tatsächlich schwierig. Den Bus, den wir ab Tashkent nehmen wollten, gibt es einfach nicht, so dass wir auf einen Taxifahrer zurückgreifen, der zusagt uns zur kasachischen Grenze zu bringen, aber danach sich minutenlang von Kollegen erklären lässt wo das liegt. Er schafft es dann aber tatsächlich dorthin zu finden und wir schaffen es mit viel Geduld und etwas Glück in ca. 90 Minuten über die Grenze. Fatal wäre beinahe unser Leichtsinn gewesen den Grenzübertritt zu filmen. Ein älterer Mann, der neben uns in der Warteschlange zur Passkontrolle auf der usbekischen Seite stand, beobachtete uns beim filmen und war plötzlich verschwunden. Wenige Minuten später stand er wieder neben uns und hatte einen Polizisten dabei. Dieser fragte direkt nach Filmaufnahmen auf unseren Handys. Ein Glück, dass wir die Filmaufnahmen nicht mit unseren Handys sondern mit den Go Pros gemacht hatten und der ältere Mann das offensichtlich nicht bemerkt hatte. Er stand die ganze Zeit neben uns und dem Polizisten. Als der Polizist enttäuscht abzog, setzte er ein freundliches Lächeln auf und winkte uns mit der Hand nun doch erneut in die Warteschlange einzutreten. Das nennt man Denunziantentum, aber um ehrlich zu sein, konnte ich es ihm nicht einmal richtig übel nehmen, denn er war ja Jahrzehnte lang von seinem Staat dazu angehalten und hatte vermutlich jede Menge geübt. 

Die Fahrt nach Shymkent ins Hotel dauerte nochmal eine gute Stunde, blieb aber ohne Komplikationen. Ein etwas orientierungsloser Japaner aus Tokyo hatte sich uns angeschlossen und um Reisekosten zu sparen, fuhren wir in einem gemeinsamen Taxi. 

Wenn man hört "Taxi hier, Taxi dort" könnte man meinen, dass wir über ein großes Reisebudget verfügen. Es ist in der Tat so, dass wir einfach aufgrund unseres Alters anders als die meisten jungen Bachpackers über ein gutes finanzielles Polster verfügen und dies auch ungemein beruhigt. Allerdings haben wir für den Flug genau 43 US$ und umgerechnet 24 € an Taxikosten pro Person bezahlt. Das ist wahrlich nicht viel für die Strecke Urgench nach Tashkent, wenn man bedenkt wieviele Kilometer wir dabei hinter uns gebracht haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. August 2023

Es ist 6 Uhr morgens und ein neuer heisser Tag beginnt. Ich habe eine erstaunlich gute Nacht hinter mir. Mein Bett war eine Liege in einem usbekischen Schlafwagen ohne Air Condition aber dafür bis an den Rand vollgestopft mit Menschen. Draußen geht gerade die Sonne auf und das sieht unfassbar schön aus. Das sind die Momente, die diese Art von Reisen ausmacht. In meinem Schlafabteil gibt es 6 Liegen. Silvia schläft noch aber alle anderen Liegen bis auf das einer jungen Touristin sind bereits verlassen. Martina und Micha höre ich im Nachbarabteil reden. Wir werden noch eine halbe Stunde bis nach Khiva fahren und uns dann mit einem Taxi ins Hotel fahren lassen. Wir werden im Hotel gemütlich frühstücken und dann die Sehenswürdigkeiten von Khiva besichtigen  Es wird der letzte Tag zu viert auf dieser Reise sein und niemand wird uns diese gemeinsame Zeit nehmen können.   

 

 

 

 

2. August 2023

Unser Hop-On Hop-Off Tuk-Tuk hat uns im Schnellverfahren an den meisten Hot Spots in Bukhara vorbeigebracht, so dass wir den heutigen Tage mal relaxed angehen können. Bis 12.00 hängen wir in den Zimmern ab und könnten die strömende Luft der Air Condition genießen, wäre mal nicht wieder Stromausfall. Wir haben.mit dem Hotelmanager vereinbart dass wir ein Zimmer bis 22.00 behalten können, um uns dann nochmal frisch machen zu können bevor uns ein Nachtzug um 00.37 nach Khiva bringt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. August 2023

Reisen in der Kaukasusregion und in Zentralasien ist gut für die Seele. Für viele Menschen speziell hier in Usbekistan sind wir Exoten. Unbekannte, geheimnisvolle Wesen, nicht greifbar wie Tiere aus einem Zoo. Wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt fragen einige nach den Lebensbedingungen in Deutschland und staunen dann über die Dinge, die wir erzählen.

Besonders amüsant ist ein Ratespiel, das wir gewöhnlich mit ihnen spielen wenn das Lebensalter zur Sprache kommt. "Was denkst du wie alt ich bin?" antworten wir fast immer auf die Frage nach unserem Alter. Die Schätzungen reichen bisher von 35 bis 65, wobei die 65er Schätzung eher die Folge eines schlechten Witzes oder fehlender kognitiver Fähigkeiten zu sein scheint ;-). In solch einem Fall hilft es manchmal die schätzende Person so lange mitleidig anzuschauen bis sie dann das Alter richtig erraten hat. Man freut sich dann auch gerne wenn man etwas jünger geschätzt wird als man ist, denn man ist immer so alt wie man sich fühlt.

Wir haben einen neuen Hitzerekord geschafft. 41 Grad im Schatten zeigt das Thermometer in der Mittagszeit in Bukhara der religiöstesten Stadt in Usbekistan. Anders als in Samarkand und Tashkent gibt es sowas wie ein Stadtbild. Am Lyabi Houz kann man sogar an einem künstlichen See sitzen und zuschauen wie man das kühle Getränk sofort wieder ausschwitzt. Glücklicherweise gibt es Tuk-Tuks, die einen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren. Das spart uns viel Energie, die wir sonst nicht gehabt hätten. Eine Koranschule jagt die andere und die ansässigen Moscheen kann man mit den Fingern einer Hand gar nicht abzählen. Erneut haben wir eine Perle in Zentralasien gefunden und besichtigt.
Erneut hat mich heute ein Hochgefühl beschließen, als mich eine WhatsApp meines geschätzten Bruders Bernd erreichte. Eine Person mit der man auf Augenhöhe die Geschichte Kar Ben Nemsis diskutieren kann. Natürlich sind wir diesbezüglich nicht immer einer Meinung und manche Dinge sieht er auch ganz einfach getrübt. Aber im großen und ganzen versteht er die Person Kara besser als es mir manchmal recht ist. Dadurch gelingt es ihm immer wieder mich mit Einwänden bezüglich Kara Ben Nemsi und seinem Umfeld herauszufordern. Ich ertappe mich sogar dabei wie ich ihm auf rationaler Ebene folgen kann. Ist das nicht großartig jemand gefunden zu haben, der Kara Ben Nemsi so akzeptiert wie er nun halt mal ist.

 

 

31. Juli 2023 

Sogar Anke ist voll des Lobes über den Ort, an dem wir Silvia an ihrem Geburtstag hoch leben lassen. Samarkand ist das Herz der Seidenstraße und hier steht das Mausoleum von Amot Timor, dem heldenhaften Förderer der Stadt, im ganzen Land bekannt und verehrt. Auch für uns ist der Registan in Samarkand, bestehend aus drei prunkvollen, wunderschönen Koranschulen ein echtes Reise-Highlight. 

Mein lieber Bruder Bernd, mit dem ich lange Zeit ein Kinderzimmer geteilt habe hat heute schöne Grüße ausrichten lassen. Er wünscht Kara Ben Nemsi, dass ihm sein Widersacher Mübarek nicht so schnell begegnet. Nun muss man wissen, dass die Karl May Bände 1 bis 5 Teil des gemeinsamen Kinderzimmers waren und Bernd jederzeit Zugriff auf die Bücher hatte und natürlich auch von meiner Großzügigkeit profitierte, die er dankend in Anspruch nahm wenn es darum ging neue Details und Hintergründe über eine Person namens Mübarak von mir zu erfahren. Und in der Tat möchte man dem Mübarak nicht begegnen. Er ist ein Heuchler, ein falscher Heiliger, der es versteht das Böse in den Menschen zu entfachen. Danke Bernd für diesen Hinweis. Wir werden die Augen offen halten. 

Krönender Abschluss des Tages ist die Sound & Light-Show auf dem Registan. Ein farbiges Spektakel in der Öffentlichkeit umsonst und draußen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30. Juli 2023

Man merkt, dass wir in Asien angekommen sind. Die Gesichter der Menschen haben einen leicht asiatischen Einschlag und schauen freundlich. Obwohl die Tageshitze schier unerträglich ist, sind die Straßen voller Menschen. Im Chorzu Bazaar schützen Wellblechdächer vor der heissen Sonne und dennoch ist mein T-Shirt nach wenigen Minuten durchgeschwitzt. Ich sehe einen Verkaufsstand mit passabel aussehenden T-Shirts, die ich wenn sie passen auch tragen könnte. Vorsichtig optimistisch greife ich zur Größe 3XL und darf das T-Shirt auch anprobieren. Enttäuscht stelle ich fest, dass ich noch eine Lage aufrüsten muss. 4XL passt dann und der Einfachheit halber behalte ich das neue T-Shirt an. 

Während der Zugfahrt nach Samarkand am frühen Abend frage ich mich wie sich mein Körpergewicht nach 66 Tagen verändert haben wird. Micha, der sich übrigens im Bazaar eine neue Lesebrille gekauft hat, meinte neulich dass wir beide verdammt Glück haben müssten, um auch nur ein Kilogramm zu verlieren. Ich bin da sehr wohl anderer Meinung aber auch Kara Ben Nemsi würde solch unnötige Streitgespräche vermeiden um im späteren Triumph darauf hinweisen, dass er es schon immer gewusst habe, aber nicht altklug wirken wollte. 

Die Zugfahrt von Tashkent in den Abendstunden wird zum Erlebnis. Wir sind die einzigen Europäer weit und breit und sind in den Augen der einheimischen Usbeker interessante Zeitgenossen, mit denen man mal gern ein paar Worte wechselt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29. Juli 2023

Ausreise aus Aserbeidschan !!! Aus einem Land, das in weiten Schritten auf dem Weg zu großem Wohlstand ist. Wir geben unsere letzten Manats dem Angestellten der Mietwagenfirma, die uns den Hyundai Santa Fe vermietet hat. Das ist die Strafe für zu schnelles Fahren, wie uns ein Beweisvideo glaubhaft vermittelt. Interessanterweise ist es auf einer Schnellstraße in der Nähe von Baku aufgenommen und nicht wie erwartet in der Nähe Qobustans.  

Der Flug nach Tashkent verläuft entspannt. Das frühe Aufstehen und das fehlende Frühstück sind bald vergessen. Es wartet ein neues Land auf uns: Usbekistan in Zentralasien. Unser Flugzeug bringt uns morgens nach Tashkent in die Hauptstadt der Usbeken. Hier ist vieles noch ein wenig sowjetisch. Das Hotel Usbekistan versprüht diesen Ostblockcharme, der einem so vergangen erscheint dass er uns in Verbindung mit modernen Bauten schon fast wieder interessant vorkommt. 

Ansonsten gilt es sich mal wieder in einem neuen Land zu akklimatisieren. Die enorme Hitze von annähernd 40 Grad macht uns zu schaffen. Ganz kurios ist die neue Währung in Usbekistan, denn 10000 Som sind umgerechnet ca. 80 Cent. Seit meinem ATM Besuch nach der Landung bin ich vielfacher Millionär.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

28. Juli 2023

"Das ganze Leben ist ein Quiz. Und wir sind nur die Kandidaten" singen wir lauthals im Auto auf unserer Tour in den Süden Aserbaidschans. Wir sind kurz vor dem Nationalpark Qobustan der mit seinen 12000 Jahre alten Felszeichnungen als Weltkulturerbestätte auffährt, als sich hinter uns ein Auto in Hochgeschwindigkeit nähert. Micha bremst unseren Hyundai Santa Fe ab und fährt den Wagen an den rechten Straßenrand. Der Blick in den Rückspiegel zeigt wie ein Officer der aserbaidschanischen Polizei aus dem Auto steigt und sich gemächlich unserer Fahrertür nähert. Wie man es aus amerikanischen Gangsterfilmen kennt, kurbelt Micha die Fahrertürscheibe herunter und wir legen beide die Hände in den Schoss, um die ganze Sache nicht eskalieren zu lassen. Der Officer tritt sehr selbstbewusst auf und erklärt im Detail in aserbaidschanischer Sprache das Vergehen, das Micha begangen haben soll. Die erwartungsvolle Mine ändert sich abrupt als er zuerst in Michas und dann in mein Gesicht schaut. Er hat uns wohl mit den Bärten und der sonnengegerbten Haut für Aserbaidschanischis gehalten. Doch etwas eingeschüchtert, sagen wir beide mehr oder weniger zeitgleich "English" und von der Rückbank piepst es "Alemannia". Erschreckt durch so viel Gegenwehr entdeckt der Officer die beiden Frauen auf der Rückbank und sein Gesicht verzieht sich zuerst zu einer Grimasse, hellt sich aber innerhalb weniger Sekunden deutlich auf. Er dreht seinen Kopf wieder nach vorne und sein Mund verzieht sich zu einem fast schon unnatürlichen Grinsen. "Turist" sagt er und dann deutet er uns mit einer abwertenden Handbewegung dem Weg nach vorne. Wir hören beim wegfahren noch das Wort "Go" und dann haben wir es geschafft.

Kurz darauf erreichen wir Qobustan und besichtigen die Felszeichnungen und einige wenige Schlammlöcher, aus denen Methangas austritt und somit den Schlamm zum blubbern bringt.

Erdgas und Öl machen Aserbaidschan reich. Nocheinmal wird uns das bewusst, als wir den Feuertempel Atesgah nahe Baku besichtigen. Hier brannten "ewige Feuer" , genährt durch das aus dem Boden ausströmende Erdgas. Einmal entfacht brannte die Flamme mehrere Stunden, Tage oder sogar Jahre 

Abends feiern wir dann noch Martinas runden Geburtstag bei einem schönen Abendessen im Restaurant Sahil und anschließendem Besuch der 360 Grad Bar im 25. Stockwerk des Hotels Hilton Baku. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

27. Juli 2023

Ich lese bei einem Tässchen Tee meine EMails und WhatsApp Messages und stelle mit Erstaunen fest, dass ich aus der Heimat übelst als Weichei beschimpft werde, nur weil da jemand meint, dass Hamam auf gepolsterten Liegen weniger tauge als ein harter Stein, um Körper und Geist nachhaltig zu stärken.

Liebe Anke, ich hoffe diese Zusammenfassung entspricht den wirren Gedanken, die in deinem Kopf herumschwirren. Achte bitte darauf immer das große Ganze zu betrachten und nicht außer Acht zu lassen welche Pranken einem aserbeidschanischen Bademeister gewachsen sind. Schon allein der Anblick dieser kann einem den hochverdientem Schlaf rauben.

Noch etwas gekränkt von Ankes Fauxpas, nehme ich zur Kenntnis wie Silvia und Martina den Raum betreten. Beide sind gut gelaunt und neugierig auf das ihnen unbekannte schillernde Baku. Ich hebe den Kopf, neige ihn leicht zur Seite und prüfe den Nacken auf nach der Massage eventuell neu auftretenden Spannungsschmerzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

26. Juli 2023

Eigentlich wollten wir mit Silvia und Martina am kommenden Freitag mit dem Mietwagen raus aus Baku in den Westen und Norden des Landes Aserbeidschans. Doch die Tour erschien uns zu überladen und zu anstrengend, so dass wir am heutigen Tag ohne die beiden eine geführte Tour gebucht haben. Die Fahrt geht an den bunten Candy Cane Mountains vorbei über Quba bis fast an die Grenze Russlands. Dort liegt Xynalig, ein Ort auf 2100 Meter Höhe. Dort zu wohnen bedeutet ein Leben in einer archaischen Gesellschaft und wahrscheinlich einen früheren Tod. Der Sauerstoffgehalt der Luft in dieser Höhe ist so gering, dass man durchschnittlich kürzer lebt. Die Tour dauert bis 21.00 und nach Ankunft in Baku wechseln wir das Hotel, um dort unsere Frauen zu empfangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

25. Juli 2023

Als wir zum Frühstück kamen, saß die geheimnisvolle Frau schon da und begrüßte uns freudig. Sie sei zwar Turkmenin aber sie lebe in Dubai und warte hier seit mehreren Tagen auf Papiere aus einem Konsulat. Sie heisse Berna, sei 47 und habe vier Kinder, wobei eines davon in Deutschland studiert oder studieren möchte. Wie sie es denn aus einem geschlossenen Land nach Dubai geschafft habe, erklärte sie damit, dass Frauen ab einem gewissen Alter aus ihrem Land ausreisen dürfen. Kara Ben Nemsi wäre an dieser Stelle sicherlich hellhörig geworden und auch wir fragten uns nach dem Gespräch wie es ihre Kinder denn aus Turkmenistan heraus geschafft haben und warum sie ausgerechnet im teuren Baku auf ihre Papiere wartet.

Vermutlich wird es für immer ein Geheimnis bleiben, denn sie kündigte an sich heute ein neues günstigeres Zimmer in einem anderen Hotel zu besorgen.

Nach dem Frühstück und nach der Besichtigung von Bakus Altstadt und umliegenden Einkaufsstraßen steht heute ausnahmsweise kein Strandbesuch sondern ein Besuch im altehrwürdigen Aga Mikayil Bath House an. Es ist das älteste Badehaus und bietet Hamams für einen erschwinglichen Preis. Nach einer Dusche wurden wir für fünf Minuten in eine kleine Sauna geschickt wo wir Zeuge davon wurden wie ein einheimischer glatzköpfiger Männerkoloss von einem nur mit Badehose bekleideten Bademeister mit blattbewachsenen Zweigen gepeitscht wurde. Obwohl ich fast sicher war, dass in unserem gebuchten Hamam-Paket keine vergleichbare Leistung enthalten war, war ich richtig dankbar als mir mein Masseur zur Abkühlung einen Kübel Wasser über den Kopf schüttete und mir das Zeichen gab mich rücklings zur beginnenden Massage auf eine gepolsterte Liege zu legen. Nach 45 intensiven Minuten sah meine Haut tatsächlich so glatt und fein aus wie die eines Kinderpopos und Micha und ich wurden mit einer Teezeremonie verabschiedet. Auf dem Nachhauseweg spekulierten wir was wohl anders gelaufen wäre, hätten wir uns anstatt des Hamam-Pakets mit Masseur für das uns alternativ angebotene Paket mit Masseurin entschieden.

 

24. Juli 2023

Die Frau schimpft leise vor sich hin und ich höre etwas wie "I need my coffee in the morning and not just only tea". Da sie mir nach drei Wochen übermäßigen Teekonsums aus dem Herzen spricht, sage ich so etwas wie "I know how you feel" und wir kommen ins Gespräch. Sie erzählt, dass sie aus Turkmenistan ist und ich werde neugierig, denn Turkmenistan ist ein geschlossener moslemischer Staat mit sehr schwierigen Ein- und Ausreisemodalitäten. Sie erzählt dass sie auf Papiere von einem Konsulat wartet und sich deswegen hier in Baku befindet. Ich frage sie warum sie keinen Schleier trägt und ob sie sich darunter wohl fühle. Sie sagt daheim sei sie nicht voll aber bis ans Kinn verschleiert und sie fühle sich auch wohl dabei. Es ist mir unbegreiflich, wie man sich bei 40 Grad Hitze verschleiert wohlfühlen kann, aber sie wirkt nicht als ob sie uns nicht die Wahrheit erzählt. Trotzdem wirkt diese Frau irgendwie geheimnisvoll aber unser Angebot sich bei uns an den Tisch zu setzen, um gemeinsam zu frühstücken, lehnt sie ab und unsere Wege trennen sich wieder. 

Baku ist eine grandiose Stadt. Wir beginnen unsere heutige Stadtbesichtigungstour mit einer Besteigung des Hausbergs, auf dem die drei Flame Towers stehen. Von hier oben hat man eine gewaltige Aussicht auf die Stadt und die Kaspische See. Wir genießen die Sicht in einem Restaurant mit Weitblick und beschließen heute nichts mehr zu überstürzen :-) und den restlichen Tag am Strand zu verbringen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

23. Juli 2023 

Etwas überraschend finden wir, dass es auf Bakus Straßen sehr wenig verschleierte Frauen gibt und dass der Alkohol in Strömen fließt. Immerhin handelt es sich um ein überwiegend muslimisches Land aber laut Wikipedia das erste, das Männer und Frauen gesetzlich gleichgestellt hat. Ich weiss nicht ob Hadschi Halef Omar das gut gefunden hätte, denn laut Halef spielt die Frau eine untergeordnete Rolle in der Gesellschaft. Kara Ben Nemsi hätte wie des öfteren seinen Diener und Freund ermahnt und verständnisvoll aufgeklärt, dass ein moderner Staat Kirche und Staat trennen darf.  

"Effendi" würde Halef aufstöhnen und dann sagen "Ich bin dein Diener, Effendi, aber auch ein Hadschi, ein Verfechter des Korans. Inshallah, du hast immer recht Effendi aber eines Tages werde ich dich bekehren und du wirst dankbar sein.

Zugegebenermaßen ist es für uns schwer nach Aserbaidschan hinein zufinden. Wir haben Baku als Zentrum unserer Aktivitäten in der nächsten Woche geplant, als Ausgangsort für Ausflüge in die Umgebung mit einem schönen Hotel als Heimat, in die wir danach wieder gerne zurückkehren. Wir wollten auch Silvia und Martina, die am kommenden Mittwoch nach Baku fliegen werden, in diesem Hotel willkommen heißen, doch das Hotel erfüllt unsere Erwartungen nicht. Bereits gewohnt sind wir, dass die fremde Sprache, eine neue Währung und besondere Gepflogenheiten die Eingewöhnung in ein neues Land erschweren. 

Nachdem wir ein neues Hotel gefunden umd umgebucht haben, mit der Handy App Bolt Taxis bestellen können, ggenügend aserbeidschanische Manats in der Tasche haben, es sogar noch ein paar Stunden an den außerhalb von Baku liegenden Sunbreeze Beach geschafft haben, ist das Leben wieder in Ordnung und der Abend kann beginnen.

22. Juli 2023

Eigentlich habe ich Angst vor Hunden und hasse es wenn mir Hunde zu nahe kommen. Wir hatten in der Familie nie Hunde und ich habe keinen blassen Schimmer wie man mit einem Hund umgeht. Auf Reisen bleibt es jedoch nicht aus, dass man mit Hunden direkt Kontakt bekommt. Manchmal ist es ein Hund, der sich freundschaftlich annähert aber es gibt auch wilde, aggressive oder streunende Hunde, denen man zutraut, sich ganz gut an einer Wade festbeissen zu können.

Häufig war dies im letzten Jahr auf dem Jakobsweg der Fall, aber auch in Georgien sind uns wilde Hunde auf Wanderungen im unteren Kaukasus begegnet.Es dauert gefühlt ein oder zwei Sekunden bis der Schreck im Körper ankommt. Ich bin mir sicher, dass Kara Ben Nemsi diesen Schreck auch gespürt hat, auch wenn er wusste dass er unbesiegbar war. Es ist wie ein Schutz des Körpers, der einen wach macht und einen blitzschnell analysieren lässt, ob der Hund angekettet ist oder nicht. Obwohl ich schon besorgniserregend große, schnelle und unangekettete Hunde auf mich zurennen sah und mich der Schreck sogar manchmal lähmte, hat mich noch kein Hund gebissen. Bewusst oder unbewusst versuche ich bei einer Hundeattacke den Angreifer mein klopfendes Herz nicht hören zu lassen, ihm auf keinen Fall in die Augen zu schauen, weder zu gestikulieren noch sonstige Bewegungen zu machen. Selbst wenn er noch näher kommt, begegne ich ihm mit Ignoranz und zeige ihm damit, dass ich sein Revier respektiere. In diesem Fall vermutlich anders als Kara Ben Nemsi bewege ich mich sogar langsam weg aus seinem Revier, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Vielleicht habe ich seither immer nur Glück gehabt, aber gelingt es einem sich aus dem Hunderevier zu entfernen oder es zu umgehen, löst sich die ganze Situation in Wohlgefallen auf und man darf unbeschwert seinen Weg fortsetzen.           

Dieser führt uns heute zurück nach Tbilisi der sehenswerten aber heissen und damit anstrengenden Hauptstadt des Landes. Einen ersten Eindruck von der Stadt hatten wir bereits vor unserem Trip nach Stepanzminda bekommen. Den restlichen Teil der Stadt besichtigen wir heute in einer Art Schnelldurchlauf, denn Buta Airways bringt uns um 20.10 nach Baku, der aufstrebenden Hauptstadt Aserbaidschans.

 

 

21. Juli 2023 

Es gibt einfach Landschaften, die man nicht so schön beschreiben kann wie sie es verdient hätten. Die Fahrt dorthin ist spektakulär und erfordert einen sehr guten und gleichzeitig mutigen Fahrer. Entlang eines reißenden Flusses geht es in zehn bis zwanzig Metern Höhe ohne Leitplanke auf einer geschotterten schmalen Straße ins Trusa-Tal hinein. Das Ende des Trusa-Tals erreicht man zu Fuß in zwei bis drei Stunden. Weiter geht es nur, wenn man die notwendigen Papiere hat um nach Russland einzureisen. Wir befinden uns an der Grenze nach Südossetien, von Russland besetzt und einst Teil von Georgien. Die Südossetier möchten gerne unabhängig einen eigenen Staat bilden, werden aber von der internationalen Staatengemeinschaft ausser Russland, Venezuela, Nicaragua und der winzigen Pazifikinsel Nauru nicht als eigene Nation anerkannt.

Am Schild, das die Grenze nach Südossetien ankündigt, drehen wir um und wandern auf anderem Weg wieder zurück an den Ausgangspunkt der Wanderung. Unser Fahrer, eher ein Mann der Tat als der Worte und mit einer demonstrativen Unfreundlichkeit ausgestattet wie man es bei vielen Osteuropäern kennt und nicht mag, wartet dort bereits mit seinem Jeep ohne Stoßstange, um uns sicher in unsere Unterkunft Discover Kazbegi zurück zu bringen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

20. Juli 2023

Wenn man in Georgien ein Taxi bucht, darf man auf keinen Fall ängstlich sein. Man legt für eine geraume Zeit sein Leben in die Hände einer Person, die man nicht kennt und vielleicht nicht einmal mag. Heute auf dem Weg von Tbilisi ins drei Autostunden entfernte Stepanzminda, war es ein männlicher Schrank mit Pranken wie ein Bär, die sich breit um das neben ihm zierlich aussehende Lenkrad schmiegten. Ich will nicht sagen, dass ich ihn nicht mochte, aber seine impulsive Art beim Autofahren und seine waghalsigen Überholmanöver, nach denen er sich jedes Mal bekreuzigte, machten ihn zumindest nicht übermäßig sympathisch. Glücklicherweise sind wir heil in Stepanzminda angekommen und beim Anblick des über 5000 Meter hohen, schneebedeckten Kazbegi sind die erlebten Beifahrerängste schnell verdrängt.

Die am Fuss des Kazbegi stehende Kirche Tsminda Sameba ist mit Sicherheit ein Reisehighlight in Georgien und fasziniert uns beide. Nicht umsonst wird ein Foto der Kirche, das in jedem Reiseführer zu finden ist, von vielen als Wahrzeichen Georgiens gehandelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

19. Juli 2023 

Heute fahren wir fünf Studen mit der georgischen Bahn. Von Kudaisi nach Tbilisi - so heißt die Hauptstadt Tiflis hier im Land. Ich habe Zeit mich mit den verschiedenen Kara Ben Nemsi Filmdarstellern zu beschäftigen und zu meinem Erstaunen haben nicht alle einen Bart. Das heißt doch - und man muss sich diese Ungeheuerlichkeit doch mal auf der Zunge zergehen lassen - dass die Darsteller, diese Unglücksraben, keinen Bart tragen durften oder ihn sogar abrasieren mussten, obwohl Kara doch in der Literatur klar als Mann mit schwarzem Bart geführt wird.

Der Regisseur muss entweder weiblich gewesen sein und Bärte nicht mögen oder einfach nur ignorant. Es ist mir bis zum Ende der Fahrt nicht klar geworden welcher der beiden Fälle für den Darsteller demütigender war. "Ein Mann, der einen Bart tragen will, muss ihn auch tragen dürfen" sage ich laut vor mich hin als der Zug in den Bahnhof von Tbilisi einfährt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

18. Juli 2023

Unterhalb entlang des Kaukasus führt uns der Weg durch das Mulkhura -Tal, eine Bilderbuchlandschaft mit tollen Fotomotiven. Micha und ich fotografieren was das Zeug hält während Louis - ja wir haben ihn auch heute wieder im Schlepptau - schon wieder nach den letzten "weird" Ereignissen in unserer globalen Welt googelt. Es besteht für uns keine Gefahr etwas zu verpassen, denn Louis wird uns beiden, und das womöglich separat, im Laufe des Vormittags seine Erkenntnisse mitteilen.

Kurz zuvor hatte uns ein in Mestia ansässiger Taxifahrer nach Zhabeshi Village gebracht. Die 14 Kilometer Wanderung zwischen den beiden Orten sind der erste Teil der viertägigen Fernwanderroute von Mestia nach Ushguli im Herzen Swanetiens. Sehr speziell sind die vielen steinernen Wehrtürme, die koshkebi, die vom Tal aus gut zu sehen sind und die es mehrfach in jedem Dorf gibt. Laut Louis wurden sie in früheren Zeiten zum Schutz vor Invasoren und lokalen Fehden erbaut.

Nach ca. sechs Stunden Fussmarsch erreicht unsere 3er Gruppe Mestia und Louis entschließt sich kurzfristig mit uns später den Minibus nach Kudaisi zu nehmen. Im Bus bekommt er nur einen Platz in der Reihe vor uns, aber hier passiert die entscheidende Wendung. Neben ihm sitzt zufällig ein belgisches Pärchen und Louis erfrischt es leidenschaftlich vermutlich mit ähnlichen oder uns vielleicht sogar bekannten Geschichten in fließendem flandrisch. Etwas müde aber mit dem Gewissen Louis nun in guten Händen zu haben und versorgt zu wissen, kümmern wir uns auf dem Rücksitz um die Detail-Planung der nächsten Reisetage zu zweit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17. Juli 2023

Der Minibus-Operator hat uns auf 6:45 Uhr zu seinem Büro in Batumis Innnenstadt bestellt. Ein Fahrer soll uns und einen weiteren jungen Gast nach Mestia bringen. Mestia liegt in Swanetien und ist mit dem dem Berg Kazbegi ein echtes Reise-Highlight. Die Fahrt nach Mestia dauert sechs oder sieben Stunden und wird im wesentlichen nur durch einen Halt am beeindruckenden Enguri Staudamm sowie einen kurzen Stop an einem Wasserfall unterbrochen. Während der Fahrt lernen wir Louis, belgischer Student und erst 19 Jahre, recht gut kennen und es stellt sich heraus, dass wir nicht nur den gleichen Bus sondern auch beide unabhängig voneinander das Gästehaus Nikita in Mestia gebucht haben. Louis scheint keine Scheu vor dem existierenden Altersunterschied zu haben und hängt sich den restlichen Tag an uns ran. Er lässt sich von uns zum abendlichen Barbesuch einladen und kann mit seinem guten Wissen über fast jedes Land der Welt glänzen. Spätabends kehren wir gut gelaunt und nicht mehr ganz nüchtern ins Gästehaus zurück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16. Juli 2023 

Wenn Batumi eine Medaille ist, so hat sie zwei Seiten. Eine schrille, gebrauchte, wenig freundliche Seite und eine einheimische, sympathische Seite. Batumi, die Sympathische lernen wir erst heute kennen. Es ist die Altstadt mit gut erhaltenen Gebäuden, Kaffeehäusern und nettem Umgangston. Ein Glück hier noch gewesen zu sein, bevor die Reise morgen ins swanetische Mestia weiter geht.

Teile der Hin- und Rückfahrt nach Old Batumi erledigen wir mit einem Elektroroller. Wie zwei Elft-Klässler flitzen wir den Batumi Boulevard entlang bis zum Turm des georgischen Alphabets. Schon seit Wochen überlegen wir, ob wir während der Reise etwas gemeinsames am Körper tragen. Tattoo und Glatze sind schnell verworfen, T-Shirt mit Aufdruck erinnert zu stark an einen Ausflug des heimischen Kegelclubs. In einem Verkaufsstand am Turm des georgischen Alphabets springt uns etwas an: ein braunes Lederarmband mit silbernen Verschlussknöpfen. Obwohl wir die Verkäuferin um keinen einzigen Lari runterhandeln können, schlagen wir zu und tragen ab sofort ein gemeinsames Armband, das uns während dieser Reise verbindet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

15. Juli 2023 

Ich stehe auf dem Balkon einer Wohnung im 37. Stock eines Hochhauses im lauten Batumi. Während ich den Horizont nach Schiffen absuche, tönt die Musik der Fahrgeschäfte eines direkt unter mir liegenden Jahrmarkts laut vor sich hin. Man muss sich nach der ruhigen Türkei erst an diese hektische Stadt gewöhnen. Auch die Leute sind anders hier. Weniger freundlich und oft mit grimmiger Miene. Selbst wenn man die Menschen anlächelt, drehen sie sich meistens weg. Ein Lächeln zurück scheint unvorstellbar. Ein bekanntes Pärchen, das vor kurzer Zeit ebenfalls durch Batumi gereist ist, nannte die Stadt Klein-Vegas. Kein schlechter Vergleich wie ich meine.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

14. Juli 2023

Ich muss Henri im Nachhinein recht geben. Ein Bart, der einfach nur vor sich hinwächst, kitzelt an den unmöglichsten Stellen, ermutigt andere zu glauben, dass man nicht manierlich essen kann, weil sich ständig Essensreste am Kinn ansammeln, und vor allem sieht er nach einiger Zeit ungepflegt aus. Kara Ben Nemsi hätte sich genau aus diesen Gründen für einen Konturenbart entschieden. Halef hätte zwar geschmollt, weil sein Rat nicht befolgt worden wäre aber er hätte seinem Herren nichts nachgetragen, da dieser immer recht hat.

Innerlich aufgewühlt beginnen Micha - ein Besessener in den Themen Science Fiction und James Bond - und ich einen Disput über Karl Mays geniale Vorstellungskraft seine Helden sämtliche Abenteuer erfolgreich bestehen zu lassen. Micha behauptet in leicht überheblichem Tonfall, dass Karl May seine Helden ihre Schlachten immer nach dem gleichen Muster gewinnen lässt. Einkesseln des Gegners und Durchsetzung der sofortigen, bedingungslosen Kapitulation. Ich entgegne mit irritiertem Blick und pikierter Stimme, wie denn die Gewinnerstrategie von Captain Kirk und seinem ersten Offizier Mr. Spock aussehe.

Unsere Reisetour erläuft ansonsten ohne weitere Zwischenfälle. Wir verabschieden die Türkei zu Fuß und betreten das moderne schrille Batumi in Georgien.

 

13. Juli 2023

Luxus ist wenn man sich Dinge gönnt, die einfach schön sind, obwohl sie nicht dringend erforderlich sind. Heute ist ein Luxustag, denn wir fahren mit dem Taxi zu dem von unserem Hotel in Kars 50 Kilometern entfernten Ani an der armenischen Grenze. Dort gibt es eine Ruinenstadt, vor 1000 Jahren eine Stadt mit 100000 Einwohnern und zerstört durch ein Erdbeben im 14. Jahrhundert. Eddie und Sally, die beiden kanadischen Türken haben sich uns spontan angeschlossen.

Zurück am Hotel engagieren wir unseren Taxifahrer uns für einen Festpreis nach Savsat, dem letzten größeren Ort in der Türkei auf dem Weg nach Georgien zu bringen. Er reibt sich die Hände voller Freude über das gemachte Geschäft und verspricht uns auf dem Weg in ein Fischlokal zu bringen, dessen Rechnung er übernähme, falls es uns nicht gefiele. Es war ein Versprechen ohne jegliches Risiko, denn die Lage des Restaurants am Cildir See ist unglaublich schön und nach den vielen Köfte und Kebab Varianten der letzten Tage war der gegrillte Fisch einfach köstlich.

Savsat steht im Reiseführer als nicht sehenswert beschrieben, aber dient uns als Sprungbrett ins benachbarte Georgien. Um den Luxustag nicht zu gefährden, buchen wir das Schwarzwalddhotel, ein für hiesige Verhältnisse sehr gutes Hotel mit Hamam und grandiosem Ausblick. Wenige Stunden später sitzen wir auf der Restaurantterrasse und lassen uns eine Tasse Kaffee servieren. Mit Verwunderung stellen wir fest, dass alle Zimmer nach hinten gebaut sind mit Sicht auf den Hotelparkplatz und dahinterliegendem bewaldeten Hang. Nur das Restaurant bietet die geniale Aussicht in Richtung Schwarzmeerküste und wir versuchen vergeblich die Gedankengänge des Bauherrns und dessen Architekten zu verstehen.

  

12. Juli 2023

Die Temperaturen um die 42 Grad im Schatten in Diyarbakir haben sich im 300 Kilometer entfernten Erzerum auf ca. 22 Grad Celsius fast halbiert. Hier kann man wieder atmen und braucht trotzdem keine lange Hose. Erzurum liegt auf 1800 Meter Höhe und hat Skigeschäfte und sogar eine Skisprungschanze. Die Stadt ist eine der religiös konservativsten der Türkei aber trotzdem gibt es viele unverschleierte Frauen. Wir wissen nicht ob der fehlende Schleier gesellschaftlich akzeptiert ist oder ob sie einfach nur mutig sind und ihrem Präsidenten trotzen.

Die Stadt wurde nach einem Erdbeben in 1939 wieder großzügig neu aufgebaut und gefällt uns sehr gut. Es gibt viele große Plätze, eine Karawanserei und unzählige Moscheen.

Für nachmittags um 16.20 hatten wir Zugtickets für den Dogu Express in die Stadt Kars gebucht. Der Dogu Express war mir in einer Reisereportage als Partyzug in Erinnerung geblieben. Jedoch klärte mich ein in Toronto lebendes türkisches Paar auf, dass der Partyzug hauptsächlich im Winter in der tollen Schneelandschaft im Einsatz ist. Wir hatten das Paar schon morgens in der Stadt getroffen und wussten von ihrem Plan den gleichen Zug zu nehmen. Die Überraschung war jedoch groß als sie den Namen ihres gebuchten Hotels in Kars nannten. Das Gungoren Hotel hatte Micha am Morgen zufälligerweise auch gebucht. So kam es dann, dass zwei Taxis mit vier internationalen Gästen gegen 23:00 vor die Eingangstür des besagten Hotels fuhren.

 

11. Juli 2023

"Yük Yok Ferribot Yok" sagen alle, die wir nach im Fährhafen von Van nach einer Fährverbindung nach Tatvan fragen. Das heißt wohl so etwas wie "Nein" , denn eine Fähre ist nirgendwo zu sehen und der Kapitän auch nicht. 

Wir nehmen schweren Herzens den Bus zurück nach Tatvan und sind etwas enttäuscht über die Hartnäckigkeit des Kapitäns und das ewige "Ferribot Yok". Als wir in Tatvan angekommen, liegt doch da tatsächlich ein dickes Ferribot im Hafen, das vermutlich bald in die andere Richtung nach Van fährt. Das steigert nicht unbedingt unsere Laune zumal ich mir im Bus die Webseite mit meinem Blog kaputt gemacht habe. Wenigstens habe ich eine alte Version vor zwei Tagen weggesichert, so dass der Schaden sich in Grenzen hält.

Im Anschlussbus nach Erzurum, unserem heutigen Tageziel, ist die Klimaanlage ausgefallen. "Air Condition Yok" sage ich vor mich hin, denn darüber reden im Bus will mit mir keiner. Als dann auch noch unser Pokefy Hotspot - vermutlich wegen aufgebrauchtem Datenvolumen - ausfällt, realisiere ich, dass der heutige Tag nicht gerade rund lief. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10. Juli 2023

Irgendwie hatte ich mir die Stadt Van anders vorgestellt. Direkt an der Ostseite des Van-Sees gelegen, in 1800 Metern Höhe, 100 Kilometer von der iranischen Staatsgrenze entfernt handelt es sich um eine Großstadt mit ca. doppelt so viel Einwohnern wie Stuttgart. Ich dachte eher an was kleines, gemütliches , schnuckliges. Kurz entschlossen beschließen wir die Stadt für einen Tagesausflug zu verlassen und Micha entdeckt im Reiseführer Akdamar eine kleine, gemütliche, schnucklige Insel im Van- See. Die Bootsfahrt dorthin gestaltet sich lustig, denn plötzlich schallt aus den Lautsprechern laute Musik und viele Passagiere beginnen zu tanzen. Irgendwann entdecke ich, dass ein Kind mit seinem Vater am Steuer des Passagierbootes sitzt und das Boot leicht nach links abdreht. Ich überlege kurz wie Kara Ben Nemsi denn in dieser Lage gehandelt hätte und nehme auf dem inzwischen wieder leer gewordenen Kapitänsstuhl Platz, um das Boot wieder in eine geordnete Richtung zu bringen. Wenig später kommt der echte Kapitän zurück und nimmt auf seinem Stuhl Platz, als ob nichts gewesen wäre.

Akdamar selbst hat eine fotogene Heiligkreuzkirche, die jedoch schnell besichtigt ist. Ein nettes Café bietet Schattenplätze und ein kleiner Strand lädt zum Baden ein. Das Wasser des Van-Sees ist angenehm kühl und meine azurblaue Badehose kommt auf dieser Reise erstmals zum Einsatz. Etwas eigenartig ist, dass die Haut beim Verlassen des Sees mit einer Art schmierigen Film überzogen ist. Wir lesen nach, dass der Van-See der größte Sodasee der Erde ist und sein Wasser aufgrund der Alkalihaltigkeit zur Waschmittelherstellung verwendet wird.

Zurück in Van lassen wir den Tag bei einem Bier ausklingen als ein junger Mann uns auf deutsch anspricht. Er erzählt, dass er Iraner sei und seit acht Jahren in Deutschland wohnt und arbeitet. Er treffe hier seine Familie, die aus dem Iran kommt und in der Partystadt Van einige Tage Urlaub machen möchte. Van...der Ballermann der Iraner :-)

Wer hätte sowas gedacht aber die Party auf dem Boot und die streitendem Hotelgäste bestätigen den Eindruck. 

 

 

9. Juli 2023

Nette Begegnungen gibt es immer wieder auf unserer Reise. Der Hotelmanager, der unseren Ausflug zum Vulkan Krater Nemrut Gölü improvisiert, der Taxifahrer Selindı, der uns zum Cay einlädt, eine Gruppe Jungs, die eine Fotosession mit uns machen, einfache Passanten, die uns erzählen, dass sie schon in Deutschland waren.

Jedoch sprechen die allerwenigsten Englisch. Einige erklären einfach alles auf türkisch als gäbe es keinerlei Zweifel, dass wir der türkischen Sprache mächtig sind. Aber alle legen sich ins Zeug um die Fortsetzung unserer Reise zu ermöglichen.

Trotzdem läuft es heute nicht nach Plan. Wir wollen mit der Fähre von Tatvan über den Vansee nach Van fahren. Eine Ticketbuchung ist online nicht möglich. Stattdessen wird auf den Kapitän der Fähre verwiesen, der wie zu lesen ist die alleinige Entscheidungsgewalt über die Fährablegetermine haben soll. Laut Hörensagen gibt es drei Ablegetermine täglich. Leider hat der Kapitän das Fährboot schon morgens um neun Uhr ohne uns abfahren lassen und für den nächsten Tag einen Ruhetag festgelegt. Kurz entschlossen ändern wir unseren Plan und fahren mit dem Bus am Südseeufer entlang nach Van.

Um die Bootsfahrt doch noch mitzunehmen, werden wir in zwei Tagen erneut auf die Gnade des Kapitäns hoffen, um dann die Rückfahrt nach Tatvan auf hoher See zu genießen. 

 

8. Juli 2023

Gemütlich reisen wollte ich schon immer mal wieder seit ich mit Silvi vor einigen Jahren mehrere Wochen in Asien unterwegs war und mir das auch letztes Jahr auf dem Jakobsweg recht gut gelang. Sich stundenlang in einem Café oder Restaurant aufhalten, spontan sein Reiseziel zu ändern, sich Gedanken zu gewissen Dingen machen. Nach den beiden Erlebnis- Highlights (Ballonfahrt und Nemrut Dagi) sind wir auf dem besten Weg dazu. Auf unserer Autofahrt in das kurdische Mardin und nach einem Gespräch mit einem kurdischen Erdogan Hasser kam mir der Gedanke an Karl Mays Roman "Durchs wilde Kurdistan" und seinen beiden Hauptdarstellern Kara Ben Nemsi und dessen Diener Hadschi Halef Omar. Ben Nemsi heisst " Sohn der Deutschen " und Kara wurde abgeleitet von seinem dunklen Bart. Wie wäre es wenn ich als Sohn der Deutschen einen Bart tragen würde? Fast alle Türken tragen hier in Kurdistan einen Bart. Micha meint er sei gespannt darauf wie das wohl aussehe. Mein Sohn Henri meinte gestern abend im Videochat dass mir ein Bart mit Konturen viel besser stehen würde. Ich glaube nicht dass Kara Ben Nemsis Bart Konturen hatte. Halef hätte das nie zugelassen.

 

 

7. Juli 2023

Der Nemrut Dagi steht schon seit 1985 auf meiner To-Do Liste. Die damals geplante Türkeirundreise mussten Silvia und ich um einiges abkürzen, so dass das Cover unseres Reiseführers mit den riesigen Steinköpfen auf dem Berg Nemrut in meinem Kopf als fantastisches unerreichtes wenn nicht sogar unerreichbares Urlaubsziel abgespeichert wurde.

Wie fast schon erwartet, hatte es die Realität schwer mit den Bildern meiner Fantasie mitzuhalten. Direkt nach Ankunft auf dem Berggipfel wurden aus einer Vielzahl mehrerer Meter großen , majestätischen, unversehrten Statuen ein kleiner Haufen von ein bis zwei Meter großer verwitterter Steinköpfe.

Natürlich handelt es sich bei Berg Nemrut um eine der Top-Attraktionen der Türkei. Die aufgehende Sonne mit ihren wärmenden Strahlen lässt in mir Zufriedenheit aufkommen. Die schönen Fotos in dem weichem Licht werden mich dazu verführen Nemrut Dagi so zu sehen wie ich es erwartet hatte. 

 

6. Juli 2023

Seit gestern Abend 19.35 fahren wir im Schlaf Wagon 6 des Guney Kurtalan Express nach Diyarbakir. Bei Sonnenuntergang, lauter türkischer Musik und Köfte, Reis und Salat genießen wir die gemächliche Fahrt und die Aussicht auf ein bequemes Nachtlager in Wagon 6. Wir haben es richtig gemacht und den gutgemeinten Vorschlag des Hotelmanagers abgelehnt mit dem Schnellbus von Göreme nach Diyarbakir zu fahren. Argumente wie in der Türkei fahre man nicht mit dem langsamen Verkehrsmittel Zug und es habe bei ihm zuletzt vor 2 Jahren jemand eine Zugverbindung angefragt, erwidern wir mit einem nachsichtigen Lächeln und den Worten " Wir haben seit kurzem alle Zeit der Welt ".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Juli 2023

Die heisse Luft verbrennt einem fast den Kopf wenn sie mit einem lauten Zischen in den blauen Ballon strömt. Wir gewinnen an Höhe und jetzt gibt es kein Zurück mehr. Der Pilot des Heißluftballons begrüßt uns mit lauter vergnügter Stimme zum "balloon ride" über Göreme. Was für ein großartiges Gefühl diese abgefahrene Landschaft mit Erdhöhlen und all den anderen Ballons von oben zu sehen. Bei ca. 800 Meter erreichter Höhe gleiten wir wieder abwärts ins Tal und im zweiten Landeanflug erreichen wir wieder Boden unter den Füßen. Zurück im Hotel gibt es türkisches Frühstück und jede Menge Gesprächsstoff auf der Dachterrasse des Göreme Valley Cave Hotels.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

4. Juli 2023

Wir sitzen endlich im Flieger, der uns nach Kayseri in die Türkei, den Startpunkt unserer Reise bringt. Eine Reise, die Stand heute 66 Tage dauern wird. 66 mal schlafen an vielerlei Orten mit unterschiedlichen Eindrücken, mal im Hotel, vermutlich im Zugabteil, wahrscheinlich auch unter freiem Sternenhimmel. Jeder Tag soll ein Geschenk sein, das wir voller Vorfreude öffnen werden. Nicht jeder Tag wird sein, wie wir es uns gewünscht hatten, hoffentlich viele Tage werden unsere Wünsche übertreffen. Wir sind im Landeanflug nach Kayseri.

Mit Spannung schalten wir noch im Flughafengebäude den von uns vor der Reise erworbenen Pokefy WIFI Hotspot ein und erfreuen uns am fetten Online Balken in der rechten oberen Smartphone Ecke. Es sieht fast so aus, als ob uns das kleine schwarze Kästchen Internetzugriff über eSIM also ohne physische SIM Karte in sämtlichen Ländern dieser Welt liefern könnte. Eine geniale Erfindung, wenn ich zurückdenke an die vertane Zeit in einem Telekom Shop in Mumbai, Indien, wo uns nach gefühlt zwei Stunden ein in Schweiss getränkter Inder nach dem Ausfüllen einer Vielzahl von kleingedruckten Formularen zwei indische SIM Karten überreicht hat.  

 

 

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?